"A woman is a flower in a garden; her husband is the
fence around it!"
[1]
.
(„Eine Frau ist eine Blume in einem Garten; ihr
Mann ist der Zaun darum herum!“).
So heißt es in
einem ghanaischen Sprichwort, aber ist das alles was wir mit Frauen und
ihrer Stellung in der afrikanischen Gesellschaft verbinden sollten?
Sicherlich nicht.
Vielmehr sollten Gedanken durch unseren Kopf gehen wie:
In früheren Zeiten, als die Geister die Frau
erschufen und mit
ihr das Geheimnis teilten, wie lebendiges Leben geboren wird, wurde der
afrikanischen Frau auch die Fähigkeit geschenkt das Feuer zu
(er-)finden und die ihre Familie spirituell zu leiten und zu versorgen.
Bevor die Europäer kamen, als die Volksstämme den
afrikanischen Kontinent bewohnten, hatten Frauen in den meisten Clans
eine führende und wichtige Position inne. Durch die Art, wie
sie erschaffen wurden – in den meisten Mythen wurde die Frau
zuerst geschaffen –, wegen ihrer wunderlichen Gabe Leben zur
Welt zu bringen und ihrer Empfindsamkeit gegenüber dem
Unsichtbaren, der spirituellen
Welt
wurden sie respektiert
und zu Rate gezogen.
In vielen Stämmen bestimmte sowohl eine
Männerversammlung als auch eine Frauenversammlung
die
Geschicke ihres Volkes. So wurden die männlichen (z. B.
Stärke) wie auch die weiblichen Fähigkeiten (z. B.
Einfühlungsvermögen) zum Wohle des gesamten Stammes
genutzt.
Außerdem war ein Gleichgewicht der
Autorität des Mannes und der Frau unentbehrlich für
eine gesunde Familie, einen starken Clan. Die Frau brachte die Kinder
auf die Welt, sie umsorgte die Kinder, wie keine andere Frau es
könnte und sie war diejenige, die die Familie mit Essen
versorgte. Mit Speisen und einer unbegrenzten mütterlichen
Liebe.
Der Mann hingegen übernahm die Aufgabe das Leben in seiner
Familie zu verteidigen. Er gab Schutz und lehrte den heranwachsenden
Männern die Regeln des Stammes, war für sie gleichsam
Respektsperson und Vorbildfigur.
Tradition und Kultur brachten der Frau auch Schutz, so gibt es etwa
auch Sprichworte bzw. Regeln, die besagen:
Weil eine Frauen die Quelle des Lebens ist darf
eine Frau nicht
getötet werden.
Wird eine Frau getötet, so sterben mit ihr all ihre
Kinder
(geborene wie ungeborene) und man würde damit die
Menschlichkeit an sich töten.
( “She is the mother of life, and to kill the woman is to
kill children, to kill humanity itself.” )
[2]
Behandelte ein Mann seine Ehefrau schlecht, so würde sie sich
wehren und ihn erinnern, wie sehr er sie braucht und vor allem, dass
sie nicht sein Eigentum, sondern seine gleichberechtigte
Partnerin ist.
Dieses Selbstbewusstsein schöpften die afrikanischen Frauen
aus den Mythen ihrer Kultur, die vom Wert beider Geschlechter
erzählen.
Der Mann trug nur Vorteile davon seine Frau gut zu umsorgen, sodass sie
gesund und glücklich war. Denn sie würde ihm viele
gesunde Kinder schenken, die eine Existenzsicherung für die
Eltern darstellten, würden diese einmal zu alt, um sich selbst
zu versorgen. Je mehr Nachkommen ein Mann hatte und desto besser er
sich für das Wohl seiner Familie einsetzte, desto
größer war sein Ansehen bei den
Stammesbrüdern.
Leider gab es auch eine Kehrseite der
positiven Vorstellung der Frau als Lebensquelle, denn kinderlose Frauen
wurden oft von der Gesellschaft ausgeschlossen und verachtet.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts drangen die Briten, Franzosen,
Deutschen
und fast alle europäischen Staaten und Reiche in das bis dahin
unberührte Afrika ein, brandschatzten und vernichteten viele
der ansässigen Stammeskulturen.
Aber diese Europäer brachten nicht nur Waffen mit sich und
Ketten, um Erwachsene und Kinder von ihren Familien zu rauben und zu
versklaven, sie brachten auch ihre Kultur mit sich auf den
großen Kontinent.
Die Christianisierung
begann und
Missionare predigten in allen Steppen und Wüsten und
Wäldern die Evangelien. Kirchen und Schulen wurden gebaut,
Kinder wurden nach europäischen Regeln gelehrt und erzogen und
währenddessen verschwanden viele Traditionen
der Ureinwohner.
In dieser Zeit änderte sich die Rolle der Frau in der
afrikanischen Gesellschaft drastisch. Geprägt von der
Wertevorstellung der europäischen Mächte verloren die
Frauen ihre Respektstellung und ihre unabhängige
Autorität.
Das Bild der Frau der Alten Welt passte ganz und
gar nicht zu dem der afrikanischen Stämme, doch es wurde in
die Köpfe der Männer und Frauen gezwungen.
Zusätzlich gefiel es bestimmt dem einen oder anderen Mann der
Frau übergeordnet zu sein und so wurden die Frauen machtlos,
zu kaum mehr als einem Sklaven ihres Ehemanns.
Noch verheerender
erscheint der Wandel der Stellung der Frau in den islamisch
beeinflussten Bereichen Subsahara- Afrikas. Viele
Stämme übernahmen diese Religion unbeschwert, denn z.
B. Polygamie war in
vielen afrikanischen Kulturen
seit jeher gebräuchlich. Ohne die Erlaubnis des Mannes nicht
das Haus verlassen zu dürfen, absolut abhängig von
seinem Wohlwollen und ohne jeglichen Besitz, so war kaum mehr etwas
geblieben von der einstigen Gleichheit der Frau zum Mann.
Trotzdem ist die Entwicklung der Stellung der Frau nicht mit
diesen
negativen Aussichten beendet. Heute sind, natürlich, noch
lange nicht alle Probleme gelöst, doch der Weg zur
Gleichberechtigung scheint zumindest geebnet.
Jedoch ist es vielen
Mädchen beispielsweise nicht erlaubt zur Schule zugehen,
selbst wenn genug Geld beschafft würde, denn ihre
Eltern fürchten den Verlust ihrer Kultur in den
europäisch beeinflussten Schulen.
Unglaublich viele Frauen
mühen sich zu überleben und die
Familienangelegenheiten am Laufen zu halten, wenn ihr Ehemann
losgezogen ist, um in einer Mine oder in der nächst
größeren Stadt Arbeit zu finden. Während
dieser Zeit muss die Frau für die Kinder sorgen und in den
Feldern arbeiten (meist ohne jeglichen Schutz vor giftigen
Pflanzenschutzmitteln), damit das karge Gehalt ihres Mannes etwas
aufgestockt wird.
Und dennoch geben die Frauen Afrikas ihr Ziel der
Gerechtigkeit unter den Geschlechtern nicht auf.
Und sie bekommen Hilfe, sie werden unterstützt von
Organisationen wie missio.
So bekommen viele Mädchen die
Chance in die Schule zu gehen und zu lernen. Danach haben sie
Möglichkeit wirklich zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben
anfangen wollen. Auch in der Gesellschaft spielen sie nun eine
größere Rolle, so ist die Anzahl von Frauen
in der Politik seit der Zeit der Unabhängigkeit
gestiegen.
Zusätzlich erweisen sich Frauen als zuverlässige
Geschäftspartner in Projekten, den sogenannten
„Mikrokrediten“. Diese Kredite sind
sehr klein, können aber zum Beispiel einer Familie
ermöglichen ihre Kinder zur Schule zu schicken oder einen
Laden zu eröffnen, um der Armutsfalle zu entkommen.
Frauen gewinnen mehr und mehr ihre einstige Stellung zurück
und in Verbindung mit der Hilfe von Institutionen wie missio, werden
sie befähigt in der Gesellschaft, der Politik und der
Wissenschaft aufzutreten, wie es sein sollte:
Als gebildete, respektierte und einflussreiche Mitglieder der
afrikanischen Gesellschaft.
Vera Wesinger
Quellen:
Mbiti, John: The role of woman in african traditional religion, Cahiers des Religions Africaines 22, pp. 69-82., 1988
Dimandja, Agnes Loteta: The role and place of women in Subsaharan-African societies, 2004
Gierczynski-Bocande, Ute: Frauen in die Politik! www.kas.de/proj/home/pub/26/1/-/document/_id-10505/ , 2007, Zugriff: 11.09.2009