Religion in Afrika südlich der Sahara

"Die Religionen in Afrika sind Religionen von lebendigen Menschen - und nicht für das Museum"[1]

Die Wichtigkeit von Religion in Afrika


In Afrika hat die Religion einen großen Einfluss auf das kulturelle Leben des Kontinents. Sie ist sehr vielfältig. Sie beeinflusst das gesamte Leben der Menschen und spielt eine wichtige Rolle für sie. Sie lieben ihre Religion. Auch Feiern sind sehr wichtig in den traditionellen afrikanischen Religionen. Die traditionellen Religionen gehören zur afrikanischen Identität. Die Religion der Menschen spielt Tag für Tag eine bestimmende Rolle für die Einwohner, welche sehr religiös und spirituell sind.



Religionen in den verschiedenen Teilen Afrikas: Religionen in den verschiedenen Teilen Afrikas

Christentum und Islam in Afrika


Die meisten Leute gehören dem Islam oder Christentum an. Um 1600 erreichte das Christentum Afrika südlich der Sahara, welches die vorherrschende Religion in diesen Gebieten ist. Das Christentum wurde in diesen Regionen zum ersten Mal in Äthiopien historisch nachgewiesen. Der Islam gelangte über Luftwege über die Sinai-Halbinseln und Ägypten und über islamische Araber und persische Händler und Seefahrer nach Afrika (und somit in die sub- saharischen Gebiete).

Islamische Werte haben sehr viele Gemeinsamkeiten mit dem traditionellen afrikanischen Leben (z.B. sind die Rollen von Frauen und Männern klar definiert) [2].


Das Christentum erreichte die sub- saharischen Gebiete durch Handel, Forscher und auch durch Missionare und Kolonieverwalter und durchlief etliche Etappen der kulturellen Eingliederung.[1]


Die Beziehungen zwischen dem Christentum und dem Islam in den sub-saharischen Gebieten sind kompliziert. In einigen Gebieten ist die Beziehung harmonisch, während in anderen Ländern viele Schwierigkeiten auftreten. In beiden Religionen scheinen die Gruppen, welche eine intolerante Position einnehmen, zuzunehmen (aufgrund des Einflusses radikaler Gruppierungen). Gleichzeitig hat die ansteigende Polarisation auch gemäßigtere Christen und Muslime dazu motiviert, gemeinsam zusammenzuarbeiten, um sich um eine friedliche Koexistenz und gegenseitigen Respekt zu bemühen. Sie haben die religiöse Vielfalt auf dem Kontinent als Teil der afrikanischen Realität akzeptiert.[3]


Traditionelle Religion

Die europäischen Christen haben aber keine Ungläubigen vorgefunden als sie nach Afrika kamen. Die Menschen dort kannten den Begriff "Religion" nicht. Es existierten keine religiösen Gebäude (z.B. Kirchen oder Moscheen) und keine religiösen Schriften (wie wir sie im Koran oder in der Bibel vorfinden).

Die Menschen waren jedoch bereits sehr religiös und fromm und hatten ihre eigenen Rituale.

Ein alter Brauch in Afrika: Das Trommeln

Heute werden neben den beiden monotheistischen Religionen Christentum und Islam (die am weitesten verbreitete Religion) diese traditionellen Religionen immer noch praktiziert. Die meisten Afrikaner in den Gebieten südlich der Sahara verfügen über einen außerordentlichen Sinn für Heiligtum. Es gibt heilige Dinge, Orte und Personen.

Die traditionelle afrikanische Religion beinhaltet eine große Vielfalt an traditionellen Glaubensrichtungen. Viele Menschen, die dem Christentum oder Islam angehören, behalten auch einige Aspekte aus ihren traditionellen Religionen[2] bei und erhalten dadurch Glaubensrichtungen aus dem "Synkretismus" aufrecht oder eine Mischung aus beidem.


In traditionellen Religionen existiert keine Grenze zwischen dem Leben (auf der Erde) und dem Leben nach dem Tod. Der "Lebenskreislauf" geht von der Geburt zum Tod und zur Widergeburt.[1] Die traditionellen afrikanischen Religionen haben auch andere Götter (= Unterschied zum Christentum und zum Islam). Die spirituelle Sicht der Menschen auf das Leben repräsentiert die Basis der traditionellen Religion in Afrika. Menschliches Leben wird immer auf das Leben nach dem Tod bezogen. [1] In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass Gott als ein höheres Wesen und als der Grund für alle Dinge angesehen wird. Diese Weltsicht beeinflusst afrikanisches Leben grundlegend.


Traditionelle Religion in der afrikanischen Gesellschaft


Während in einigen Ländern (wie Ghana, Togo, Benin) der öffentliche Glaube an die traditionelle Religion anerkannt ist, wurde die Religion an anderen Orten (wie Somalia) im öffentlichen Leben der Menschen unterdrückt. Dies ist der Grund dafür, dass die Menschen sich in vielen Ländern öffentlich mit dem Christentum oder dem Islam identifizieren, jedoch in ihrem Privatleben traditionelle afrikanische Religion praktizieren.


Bezüglich Präsenz und auch Praxis von bestimmten Ritualen der traditionellen Religion gibt es viele Unterschiede in den verschiedenen Ländern Afrikas. Bestimmten Personen wird nachgesagt, sie seien Zauberer, sie können Menschen mit Kräutern heilen, können sie aber auch verletzten. Böse Zauberer sind äußerst gefürchtet. Der Glaube an Zauberei ist auch unter afrikanischen Gemeinden ziemlich gebräuchlich. Es ist unmöglich zu ermitteln, wie viele Menschen an Zauberei oder mystische Reisen (z.B. in die Unterwelt) glauben, aber die Anzeichen sagen aus, dass es viele sind. [4]


Die Rolle von Frauen in der traditionellen afrikanischen Religion


Frauen besitzen eine sehr bedeutende Rolle in der traditionellen afrikanischen Religion. Sie werden als die Erzeuger von Leben gesehen, als die Mutter der Menschheit, von der alle Menschen abstammen. Menschliches Leben ist durch die Frauen direkt mit Gott verbunden.Gott hat die Frau geschaffen und diese wiederum wurde der "Apparat" des menschlichen Lebens. Deshalb steht die Frau in einer ganz besonderen Beziehung zu Gott, mit dem sie den Prozess des Lebens, aber auch das Unglück und den Tod teilt. Wenn eine schlimme Tragödie geschieht,so wird die Schuld immer auf eine Frau geschoben.[5]


In fast jedem afrikanischen Dorf existiert ein Medizinmann oder eine Medizinfrau, die als Freunde des Dorfes aufgefasst werden. Ein Heiler muss den Ursprung der Erkrankung diagnostizieren, den Grund der Krankheit feststellen und die richtige Behandlung anwenden. Es werden physische und spirituelle Methoden appliziert. Die Heiler beschützen die Menschen auch vor Zauberei. Gewöhnlich wirken Frauen als Medium und Heiler (beides spirituelle Wesen). Diese Frauen erhalten Nachrichten aus der "anderen Welt" und sind in der Gesellschaft sehr angesehen.


Frauen spielen wichtige Rollen bei persönlichen Riten verbunden mit Geburt, Pubertät und Tod. Sie sind "Riten-Experten" und erhalten gesellschaftliche Werte und Traditionen aufrecht . [5] Die Symbolik der Rituale zeigt die grundlegende kulturelle Meinung von reifer Weiblichkeit. In ganz Afrika unterhalb der Sahara ist die Fruchtbarkeitsrate konstant hoch. Die Erklärung dafür ist nicht lediglich der Mangel an Entwicklung oder die Wirkungslosigkeit von Familien-Planungs-Programmen, sondern das religiöse Glaubenssystem, welches direkt bewirkt, dass die Fruchtbarkeit hoch gehalten wird. Das Wesentliche des traditionellen Glaubenssystems ist die Bedeutsamkeit der Generationennachfolge mit dem von je her hohem Bestreben, noch größere und ehrfurchtgebietende Kräfte nach dem Tod zu erlangen; diese Kräfte werden dazu eingesetzt, die Abstammung zu sichern. [6] Deshalb gibt es den "Kult der Vorfahren": Viele Afrikaner verehren die Seele ihrer Vorfahren.


Zahlreiche Feste stammen aus den traditionellen afrikanischen Religionen und viele von ihnen sind zu Ehren der Vorfahren und der wichtigsten Götter. Sehr bekannt ist es, dass schön gekleidete Frauen während dieser Feierlichkeiten singen und tanzen. Ferner erwärmen die rituellen Tänze und die singenden Frauen die Herzen der Götter.


Aber Frauen werden auch als spirituelle Gefahrenquellen gesehen, sie sind eine "durch Blut verschmutzende Natur". Dies ist der Grund für die besondere Bedeutung von Blut. Das Blut der Menstruation und der Geburt ist die "Verschmutzung"; die "unreinen". Frauen müssen von den "reinen" Frauen separiert werden. Frauen, die gerade ihre Periode haben, dürfen keine religiösen Dinge berühren, sie müssen von Heiligenschreinen und von anderen Orten, an denen Rituale verrichtet werden, Abstand halten. Während ihrer Periode darf eine Frau keinen Geschlechtsverkehr haben und in einigen ländlichen Gegenden darf sie nicht einmal für ihren Ehemann kochen.[5]


Die Haltung der katholischen Kirche gegenüber der traditionellen afrikanischen Religion


Für eine lange Zeit wollten die Christen, besonders die katholische Kirche, nichts mit der traditionellen afrikanischen Religion zu tun haben. Der direkte Kontakt zu Anhängern der traditionellen afrikanischen Religion musste bis zum Pontifikat von Johannes Paul II warten, der nicht nur sein Verständnis für die afrikanischen Traditionen (Tradition in Afrika südlich der Sahara) und Kulturen gezeigt hat, sondern auch Respekt vor der traditionellen Religion und Interesse an ihr.


Der interreligiöse Dialog rückte die traditionelle afrikanische Religion und Kultur in ein gutes Licht. Papst Johannes Paul II führte eine neue Dimension bezüglich des Dialoges mit den Anhängern der traditionellen Religion ein. Er sendete eine Nachricht an die ganze Welt: "Die Anhänger der traditionellen afrikanischen Religion sollten […] mit großem Respekt und Hochachtung behandelt werden […]". [1]


Fazit: Es wurde viel erreicht im Dialog mit der traditionellen afrikanischen Religion, aber es gibt immer noch "viele Flüsse zu überqueren". [1]

Daniela Meusel

Quellen:

  • [1]Chidi Denis Isizoh, Dialogue with African Traditional Religion: The changing attitude of the Catholic Church, http://www.afrikaworld.net/afrel/changing-attitude.htm (Zugriff:30.12.2009)

  • [2]Africa-Wikipedia, the free encyclopedia, http://en.wikipedia.org/wiki/Religion_in_Africa (Zugriff:29.12.2009)

  • [3] Dr. Martha Th. Frederiks, Let us understand our differences: Current trends in Christian-Muslim Relations in sub-Sahara Africa, http://www.edinburgh2010.org/fileadmin/files/edinburgh2010/files/docs/1._Martha.doc (Zugriff:11.06.2010)

  • [4]Stephen Ellis & Gerrie ter Haar, JO-Abstract-Religion and politics in Sub-Saharan Africa, http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=17483 (1998,Zugriff:01.01.2010)

  • [5]Kenneth Kojo Anti, KKAnti: Women in African Traditional Religion, http://www.mamiwata.com/women.html (Zugriff:30.01.2010)

  • [6]John C. Caldwell & Pat Caldwell, JSTOR: Population and Development Review, Vol.13, No.3 (pp. 409-437), http://www.jstor.org/pss/1973133 (1987,Zugriff:29.12.2009) Agnes Loteta Dimandja,The Role and Place of Women in Sub-Saharan African Societies, http://www.globalaging.org/elderrights/world/2004/subsaharan.htm (2004,Zugriff:29.12.2009) Williams Edia, African Culture And Women: African women's role in Society and Governance, http://cultureafrico.blogspot.com/2008/05/african-womens-role-in -society-and.html (2008, Zugriff:29.12.2009) Gerrie ter Haar & Stephen Ellis, Verbunden mit der Welt der Geister, http://www.welt-sichten.org/artikel/art-08-008/verbunden-mit-der-welt-der-geister.html, (2008,Zugriff:30.12.2009)


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